Kopfstand oder die letzte Polizeistaffel
Diese neue Serie von Gemälden entstand durch die Nutzung von Archiv Photos, die DDR Polizeistaffel Angehörige beim gemeinsamen balancieren auf Motorrädern während Paraden und Sportfesten zeigen. Die in der Serie bisher verarbeiteten Vorbilder stammen alle von einer Vorführung vor riesigem Publikum im Berliner Olympiastadion 1957.
Während ich in meinen früheren Arbeiten, die sich mit einer ähnlichen Form der Darbietung beschäftigen, immer Akrobaten und Tänzer als Personal genutzt habe, die vor Publikum für einen Staat bzw. ein politisches System auftreten, tritt in diesen Bildern das System selbst auf und kreiert so eine umgekehrte Perspektive. Dabei ist in den archivischen Aufnahmen nie ganz klar zu erkennen, ob diese Aufführungen einfach nur eine Schau der Dominanz sein wollen, oder ob sie eher für den Genuss des Publikums gemeint sind. Auf jeden Fall ist das Ziel dieser Aufführungen immer die Beweihräucherung des Systems und für dieses ist der Perfektionismus der Figuren, die von den Polizisten auf den Motorrädern ausgeführt werden, von höchster Bedeutung.
Diese Gemälde Serie wurde in ihrer Anlage inspiriert von den Arbeiten von Peter Bruegel dem Älteren, insbesondere von „Kinderspiele“ und „Der Blindensturz“. Beide zeigen auf ironisch verdrehte Weise Gesellschaft, ihre Hierarchie, ihr Verhalten und ihre soziale Struktur.
Die Inszenierung dieser in der Zeit eingefrorenen Gruppenbewegungen stellen die Frage nach der Identität des Individuums, nach seiner Freiheit und deren Gefährdung. Es ist dabei nicht zu übersehen, dass diese zuerst im Theater verwandten Methoden der Gruppenbewegung und Darstellung später als Inspirationsquelle für inszenierte Fotografien der absolutären politischen Regime des 20. Jahrhunderts dienten.
I.M.
Meine Arbeit in politischen Kontex
Da ich in einem Land aufgewachsen bin, das von der politischen Umgebung sehr geprägt war, beeinflusste mich dies auch in meiner künstlerischen Entwicklung. Bis zum 8. Lebensjahr bin ich im sozialistischen Bosnien-Herzegowina einem Teil der Föderativen Republik Jugoslawiens aufgewachsen.
Von früher Kindheit an habe ich an Massenparaden und Straßenperformance teilgenommen. Nach dem nationalistisch geprägten Bürgerkrieg im Wandel der Systeme emigrierte ich nach Kroatien. Bis zum 15. Lebensjahren habe ich den Sozialismus und den Krieg als zwei politische Systeme erlebt und ihre Folgen am eigenen Leib erfahren. Aus diesem Grund bin ich kein politisch aktiver Künstler geworden, sondern ein Künstler der sich mit politisch besetzten Begriffen von der Freiheit und Unterdrückung im Kontext der körperlichen Bewegung auseinandersetzt.
I.M.
Arbeitsprozess Studio I.Markulin April 2014
Arbeitsprozess Studio I.Markulin April 2014
Arbeitsprozess Studio I.Markulin April 2014
Arbeitsprozess Studio I.Markulin April 2014