Insbesondere der komparative Aspekt, der einem durch die Gleichzeitigkeit von Ähnlichkeit in der Komposition und der über die Zeit wechselnden – auch erzieherischen und gesellschaftlichen – Moden auffällt, erschien mir in diesem Zusammenhang interessant zu sein. Neben diese vier Bilder tritt ein fünftes, dass nach einer auf dem Gemälde Members of Executive board of Retirement home in Harlem von Frans Hals basierenden, inszenierten Photographie geschaffen wurde. Die auf dem Originalgemälde so auffälligen Krägen habe ich dabei durch Logotypen ersetzt, die bekannten Marken ähneln. Durch die Rückbindung an das ganz von Gestus und in der Kleidung ausgedrückter gesellschaftlicher Stellung geprägte Gruppenportrait von Frans Hals, sollte der Effekt des Verlustes dieser Lesbarkeit von Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht in der zeitgenössischen Modewelt verstärkt werden. Gleichzeitig steht es stellvertretend für Schulklassenphotographie von heute.

Auf den Photographien scheinen die Schüler jeweils die Pose einer vom anderen zu kopieren und aus der speziellen Sitzordnung, der sie sich anzupassen haben, spricht deutliche die herrschende Disziplin. Die Dialektik der präzis ausbalancierten unnatürlichen Posen und straffer Sitzordnungen lässt einen die entsprechende Photographie umgehend als Schulklassenphotographie erkennen und spiegelt dabei ein bestimmtes Modell des Schulsystems sowie des historischen und kulturellen Wertesystems – in diesem Fall das Kroatiens, später Jugoslawiens – wieder.

Die Arbeiten sind als Zeichnung und Ölmalerei auf großen Leinwänden – Format 1,80m x 3,60m – ausgeführt. Die Photographien wurden im Verhältnis 1:1 zum menschlichen Körper in ein realistisches Maß transponiert. Die Arbeiten intendieren dabei durch ihre zweidimensionale, grafische Darstellung der Figuren eine Reminiszenz an das Sujet Poster. Gleichzeitig werden die in das Medium Malerei übersetzten Photographien in einen längeren Zeitzusammenhang gesetzt und neu interpretiert. Die photographische Momentaufnahme weicht der behutsamen Annäherung durch Stift und Pinsel.

Ich habe die Zeichnung bewusst nicht durch die Übersetzung mit einem Diaprojektor angefertigt, um die Linie in der Zeichnung als frei ausgeführt zu erhalten und eine gewisse Inperfektionalität in dieser sicher zu stellen. Zudem besitzt jedes portraitierte Kind seinen ganz eigenen Ausdruck und Eindruck von dem Vorgang des portraitiert Werdens, die der von mir intendierten Konzentration auf Geste, Pose und formalisierte Kleidung nichts Wesentliches hinzufügt.

Neben dem oben beschriebenen komparativen Aspekt und meinem Interesse für die stark formalisierte Sprache von Gesten und Kleidung in diesen alten Photographien, aus denen man substantielleres herausliest, als die Marke der Jeans und den Schnitt des Pullovers, wollte ich auch eine kritische Position zum zeitgenössischen Umgang mit Mode beziehen. Durch die Verwendung der Logotypen im fünften Bild werden die darauf dargestellten zu lebender Werbung und die Identität des Schülers verwandelt sich in ein Markensymbol. Herkunft, kulturelle Wurzeln, tradierte Werte werden so global immer stärker durch die eigentümliche Herrschaft des Konsums überlagert und zum Verschwinden gebracht. Da sich dieses System der Marke und des Konsums durchaus auch auf Haltung und Geste ausdehnt, verschwindet das Eigene im kulturellen Kontext und die Sprache der Kleidung verwandelt sich von einer formal lesbaren zu einer Aneinanderreihung von Markensymbolen, die im besten Fall noch etwas über die Zugehörigkeit des sie Tragenden zu einer subkulturellen Gruppe aussagt.

I.M.

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Austtellungsansicht 2007, Galerie SC, Zagreb

Ausstellugsansicht, das Bild 2007 2007, Galerie SC, Zagreb

Ausstellungsansicht, das Bild 1930 & 1955 2007, Galerie SC, Zagreb

Ausstellugsansicht, das Bild 1955 & 2007 2007, Galerie SC, Zagreb

Ausstellugsansicht, das Bild 1980 & 1948 2007, Galerie SC, Zagreb

Ausstellugsansicht, das Bild 1955 & 2007 2007, Galerie SC, Zagreb

Originalaufnahmen aus Familienalben 2007, Galerie SC, Zagreb