Irma Markulin

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Heimatspuren

In „Heimatspuren“ wirft Irma Markulin einen analytischen Blick auf die Geschichte ihres Landes und nutzt dabei für die großformatigen Arbeiten auch privates Material aus Fotoalben ihrer Familie. Das ausgewählte Material trägt einen dokumentarischen Stempel und ist stark von den Erinnerungen an Kindheit und Heimat geprägt. Die Künstlerin baut so einen Raum der eigenen Vergangenheit, der gleichzeitig auf spezifische politische Geschehnisse referiert, die diese geprägt haben.

Datumsanzeige auf den durch Ausschnitte zu etwas Neuem transformierten Fotografien, kann der Betrachter die kollektive geschichtliche Erfahrung mit seinen persönlichen Erinnerungen an bestimmte Jahre verknüpfen. So ist z.B. eine Postkarte mit dem Portrait einer Türkin in Bosnien, gedruckt in der Zeit der österreichischen Monarchie (1900), mit Photographien aus dem Bürgerkrieg 1993 in Bosnien zusammengesetzt. Dadurch wird das Material zum öffentlichen Archiv, an dem Identität und Herkunftsland klar herauszulesen sind.

Das archivische Foto Material dient bei Irma Markulin als Vorlage, die extrem vergrößert abgedruckt wird. Durch die extreme Vergrößerung des Materials wird die optisch wahrnehmbare Oberfläche der Fotografien zu einzeln wahrnehmbaren Pixeln, die nachträglich zum Teil aus den Photo-Vorlagen ausgeschnitten werden.

Die Motive der Zerstörungen (z.B. der Brücke in Mostar) werden in die Pixel-Zerstörung des Bildes (dem Prozess des Schneidens) symbolisch übertragen. Mit dem Prozess des Schneidens setzt sich Irma Markulin körperlich und zeitlich mit politisch geprägten Motiven und Erlebnissen aus ihrer Heimat und ihrer persönlichen Familiengeschichte auseinander. Die durch den Prozess des Schneidens entstehenden leeren Stellen erinnern an traditionelle Häkelarbeiten aus Bosnien, die bis heute in Handarbeit hergestellt werden. Beides, Zerstörung und Neubeginn wohnen diesem Prozess inne.

I.M.

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Arbeitsprozess, Digital Photo Druck 2012, Studio am Petersburger Platz

Arbeitsprozess, Scherenschnitt - negativ 2012, Studio am Petersburger Platz