Irma Markulin

zurück

Zvono Preis 2014: Ausstellung in Kooperation mit der Galerie Duplex 100m2 und dem Sarajevo Center for Contemporary Art

„Heimatspuren“ lautet der Titel meiner Arbeit, die ich bereits 2012 angefangen habe. Obwohl die Installation unabhängig von örtlichen Gegebenheiten und Grundrissen funktioniert, bezieht sie sich immer auf den jeweiligen Ort und wird durch diesen mitbestimmt und unter Umständen durch neue Arbeiten oder Techniken ergänzt.

Die Reihe von manuell mit dem Cutter geschnittenen Scherenschnitten umfasst die Zeitspanne vom Beginn der Fotografie auf dem Balkan, die ersten von mir als Vorlagen verwendeten Aufnahmen stammen aus den Jahren 1900-1906, und endet mit Reportage Fotografien aus dem Bürgerkrieg 1992-95.

Diese Serie von bearbeiteten Fotografien zählt momentan 9 verschiedene Motive und versucht die Geschichte meines Heimatlandes mit dessen Präsentation durch die Presse zu konfrontieren. Ein am Rande aufgegriffener Teil dieser Serie sind alte „Postkarten“, durch deren handschriftliche, kurze und intime Botschaften eine Erzählung nicht nur über die geografischen Grenzen in Friedens- wie Kriegszeiten gegeben wird, sondern die auch von der ethnischen und nationalen Zerrissenheit auf dem Balkan während des letzten Jahrhunderts zeugen.

Die Serie Heimatspuren wurde von Seiten der Jury des SCCA Zvono Award 2014 ausgewählt und für die Ausstellung nach Sarajevo eingeladen. Für die Präsentation in den Räumlichkeiten der Duplex Galerie100m² stand mir ein fensterloser weißer Raum von 5,10 x 5,40 m² zur Verfügung.

Ausgehend von den besonderen Gegebenheiten des Raumes, habe ich mich entschlossen diesen wie eine Art camera obscura zu benützen, indem ich eine einfache Glühbirne als Projektionsquelle benützte, durch welche die Fotografien mit den ausgeschnittenen Leerstellen als Doppelung auch an die Wände des Raumes projiziert wurden. Diese so entstehende doppelte Exposition der Arbeiten, als Schattenwurf an der Wand und als ausgeleuchtete Arbeiten, wurde so erstmalig durch die räumlichen Gegebenheiten vor Ort umgesetzt.

Da die Galerie vor ihrer heutigen Nutzung eine Wohnung war, quietschte das Parkett und dieses knirschen wiederum war für mich ein Auslöser für meine Kindheitserinnerungen und Ängste. Die in dem fast geschlossenen Kubus sich gegenüberstehenden 4 ausgestellten Arbeiten bildeten mit der Glühbirne in der Mitte so etwas wie eine überdimensionale Lampe, wobei die Fotografien den Lampenschirm bilden, durch deren Löcher Schatten auf die Wände geworfen wurden. Aber wie in Kindertagen, in denen Nachts ein einsames Licht schummrig brennt, können auch hier die an die Wände geworfenen, verformten Silhouetten eine ganze Reihe von Assoziationen hervorrufen. Die erzeugten Abbildungen breiten so eine ganze Palette unterschiedlicher Erzählungen aus – von den Gräueltaten des Krieges bis hin zu zarten Liebesbeteuerungen.

I.M. und P.Koch

mehr
zurück

Arbeitsprozess 2015, Scherenschnitt "Gruss aus Sarajevo um 1900"

Arbeitsprozess restliche mit cutter ausgeschnittene pixele

Arbeit in der rolle 2015, Scherenschnitt "Gruss aus Sarajevo um 1900"